Mit dem Landkreis wird häufig der Falsche geprügelt - „Wir haben gar nichts bekommen. Weder Körbchen noch eine blaue Tonne“

Mühlacker. Farbenspiele über Zuständigkeiten im Zusammenhang mit dem neuen Entsorgungssystem im Enzkreis: Der Landkreis ist verantwortlich für Grau, Braun und Grün, die Dualen Systeme komplett für Gelb und Blau, betont Frank Stephan, zuständiger Dezernent im Landratsamt, in der Antwort auf ein Schreiben des Vorsitzenden der CDU-Fraktionen in Gemeinderat und Kreistag, Günter Bächle. Dieser hatte gefordert, klare Trennungslinien aufzuzeigen: „Es ist für die Leute nicht immer klar, wer der richtige Adressat ist.“ Mit dem Landkreis werde häufig der Falsche geprügelt.

Komplexer mache es die Sache noch, so Stephan, dass über die bleibende Grüne Tonne genauso eine Verzahnung bestehe wie beispielsweise beim Abfallkalender mit Terminen für die einzelnen Orte und bei vielen anderen Punkten Abstimmungen stattfinden müssten, damit das System von zwei Verantwortlichen aus einem Guss geschehe.

Der Landkreis habe mit den Dualen Systemen das Gesamtsystem verhandelt: Gelbe Tonnen statt Gelber Sack, Blaue Tonne und Körbe und Abholung statt Glascontainer in den Siedlungen, Mitbenutzungsentgelt für den Landkreis für die Mitnutzung der Grünen Tonne etc., da der Gesetzgeber hier eine Einigung der Akteure Landratsämter/Duale Systeme vorsehe, so der Dezernent. „Wir versuchen dennoch, bei Beschwerden, mit denen wir im Landratsamt unzuständiger weise förmlich bombardiert werden, jeweils mit den Dualen Systemen beziehungsweise vor allem der Firma Pre Zero, die Fehler zu beseitigen.“

Die Leute meinten, so Stadt- und Kreisrat Günter Bächle in einer Mitteilung der beiden Fraktionen, Pre Zero sei eine neue Firma. „Da wurde aber nur der Namen gewechselt. Es ist die gute alte Suez, Sita und einst Pfizenmaier und Rau.“ Die Firma Zentek als Vertreter von den Dualen Systemen und nicht das Landratsamt habe diesen Entsorgungsauftrag ausgeschrieben und aufgrund der Ergebnisse Pre Zero beauftragt, betonte Frank Stephan. Er stellte dem Unternehmen mit neuem Etikett für die Umstellungsarbeit ein gutes Zeugnis aus.

Trotzdem: Beschwerden zum Beispiel aus der Königsberger Straße oder der Gustav-Schwab-Straße in Mühlacker seien auch an ihn als Kreisrat herangetragen worden, sagte Bächle. Vor allem dann, wenn nach Anrufen oder Online-Anmeldungen im Landratsamt nach Tagen noch keine Reaktionen erfolgt sei. So diese Klage aus der Königsberger Straße: „Wir haben gar nichts bekommen. Weder Körbchen noch eine blaue Tonne. Der einzige Haushalt in unserer Sackgasse, der eine blaue Tonne erhalten hat, ist die Familie mit der Hausnummer 31 – alle Zusatznummern wie 31 /2 od. 31 /1 bekamen nichts. Genauso ist es in der Sackgasse vor uns. Komischerweise haben alle eine gelbe 240-Liter-Tonne bekommen. Die Logik, die da dahintersteckt, verstehe ich noch nicht.“

Das Problem mit dem Schrägstich: „Leider wurden die Strich-Hausnummern enzkreisweit nicht berücksichtigt, dieses Problem gibt es somit nicht nur in der Königsberger Straße, sondern flächendeckend“, räumt Alexander Pfeiffer ein. Eigentlich sei es aber gar kein so großes Problem, in den allermeisten Fällen würden sich die Anrufer mit der Auskunft zufriedengeben, dass die Tonne bei der Hauptnummer steht und einfach geholt werden kann. „Vielen geben wir auch noch den Tipp, mit einem wasserfesten Stift einfach die genaue Hausnummer zu ergänzen.“

Bei den Glasbehältern gebe es Leute, die es gut fänden, einen Behälter gemeinsam zu nutzen, andere wiederum würden sich einfach einen eigenen Glasbehälter besorgen und die Zeit bis zur Auslieferung mit heimischem Sammeln oder den Glascontainern überbrücken. In der Königsberger Straße komme dann noch hinzu, dass es in den Gebäuden oft mehrere Wohneinheiten gebe und diese dann auch teilweise die Behälter gemeinsam nutzen (müssten) und nicht jeder seinen eigenen hat. „In der Nummer 37 wurden so dreimal 1100 L Behälter gelb und zweimal 770 L blau (für Glas) aufgestellt. Die gelbe und die blaue Tonne ersetzen quasi die bisherigen Tonnen "rund".

Jedenfalls sei es richtig und für die Akzeptanz des neuen Systems „Bunt“ entscheidend gewesen, dass Kreistag und Dezernent darauf bestanden hätten, dass jeder Haushalt für das Glas eine eigene blaue Tonne erhalte und kein blaues Körbchen, wobei die Möglichkeit zum Wechseln bestehe, so der CDU-Fraktionsvorsitzende. Im Kreis Ludwigsburg sei dies umgekehrt geregelt worden: Zuerst hätten im Kreis Ludwigsburg alle das Körbchen bekommen, auf Wunsch tauschbar gegen eine Tonne. „Jetzt ist der Krach da – der wäre vermeidbar gewesen.“ Die Nachfrage nach einem Tausch sei im Enzkreis sei gering, so Pfeiffer in der Antwort an Günter Bächle. „Bezüglich der Glaskörbe erreichen uns nur sehr wenige Nachrichten. Das könnte daran liegen, dass wir im Enzkreis die 120-Liter-Tonne als Standartgefäß haben und deshalb nur relativ wenige Körbe verteilt wurden.“ Änderungswünsche über die Hotline oder www.verpackungsabfall-enzkreis.de würden direkt an PreZero gehen.

Allerdings forderten die CDU-Fraktionen die Firma Pre Zero in Knittlingen auf, ihren Abfuhrverpflichtungen künftig wieder exakter nachzukommen. „Es kann nicht sein, dass am vergangenen Freitag die Leerung der blauen Tonne plus Körbe in Mühlhausen auf dem Abfuhrplan steht und heute Montagnacht diese Behältnisse noch immer voll und nicht geleert am Straßenrand stehen“, beschwerte sich Stadtrat Wolfgang Schreiber beim Landratsamt. Bächle ergänzte, kürzlich seien die Müllbehälter von Haushalten beim Sankt Peter in Mühlacker eine Woche lang an der Straße gestanden, erst dann seien sie geleert worden. Das Landratsamt habe zwar die Beschwerden der Bürger, die mehrmals angerufen hätten, immer weitergegeben – zunächst aber ohne Echo. „Das geht nicht!“, so der Christdemokrat.

In diesem Zusammenhang fordert der Stadt- und Kreisrat von Pre Zero auch interne Abfuhrpläne für die dem Unternehmen gehörenden und von diesem aufgestellten Glascontainern in den Gemeinden zu erarbeiten und auch einzuhalten. So müssten die Container am Lienzinger Sportplatz dringend geleert worden. Der Enzkreis gab den Hinweis von Bächle genauso an die Knittlinger Firma weiter („dringender Handlungsbedarf“) wie das Ordnungs- und Bürgeramt der Stadt Mühlacker. Amtsleiter Ulrich Saur in der Antwort aus dem Rathaus: „Es zieht sich über die Jahre durch, dass insbesondere um den Jahreswechsel die Glascontainer volllaufen, auch bei mir zuhause in Knittlingen. Dies ist also nicht nur ein Mühlacker Problem.“ Ob für dieses Problem verlängerte Leerungszeiten aufgrund der Feiertage oder ein erhöhter Glasanfall - auch aufgrund der Feiertage - verantwortlich ist, wisse die Stadtverwaltung nicht. „Wir werden die Firma künftig auch Ende November/Anfang Dezember auf die Leerung der Glascontainer hinweisen.“ Vielleicht entspanne sich künftig auch die Situation durch das neue Leerungssystem (blaue Tonnen).

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