Fünf Stunden Reisezeit Stuttgart-Pforzheim hin und zurück sind schon bitter – Wie die Bahn dem CDU-Kreisrat und ÖPNV-Nutzer Bahn und Bus vergällt

Keltern. Die Bahn kann einem den ÖPNV schon verdrießen, sagt Michael Sengle, Kreisrat aus Keltern sowie überzeugter Rad-, Bus- und Bahnfahrer. Jetzt brachte der CDU-Kreispolitiker seine Bahn-Erfahrungen zu Papier, die seine Fraktion zu einem Vorstoß beim Land veranlasste. „Es besteht Grund zur Befürchtung, dass ihm diese Überzeugung allmählich abhandenkommt“, heißt es in einer Mitteilung der Unionsfraktion. Sie veröffentlichte den persönlichen Erfahrungsbericht und forderte deutliche Verbesserungen auf der Bahnlinie zwischen Pforzheim-Mühlacker-Stuttgart.
„Seit März 2023 bin ich nun schon in Stuttgart Bad Cannstatt beruflich tätig. Ich pendle fast täglich mit dem Fahrrad nach Pforzheim und dann mit dem IRE Pforzheim (über Mühlacker-Vaihingen-Stuttgart Hbf – Bahnhof Bad Cannstatt)“, so Sengle. Für diese Strecke sei er morgens und abends in der Regel (ohne Bahnausfälle) zwei Stunden unterwegs. An Verspätungen und den Anschluss zu verpassen, habe sich der Fahrgast auf dieser Strecke leider gewöhnt. Sengle: „Dann geht es halt je nachdem mit zügigen Schritten zur S-Bahn und somit Stuttgart Hbf tief und umgekehrt.“
Nun sei die Situation seit zwei Wochen seines Erachtens hinsichtlich Planung und Beförderung sehr schwierig geworden.
Sengles Kritikpunkte zum vergangenen Zeitraum:
„1. Die IRE-Fahrt ging die letzten beiden Wochen über Bietigheim (Pforzheim-Mühlacker-Vaihingen-Bietigheim-Stuttgart). Die Fahrzeit hat sich um mindestens zehn Minuten pro Strecke verlängert und es kommt immer wieder zu langsamem Fahren und Stillstand auf der „überlasteten Strecke“ Bietigheim-Ludwigsburg Richtung Hbf Stuttgart.
2. Die Fahrzeiten wurde massiv ausgedünnt, nur noch im Stunden Takt – nicht wie vorher zu den Haupt-Pendelzeiten fast im 30-Minuten Takt. Man spart damit natürlich auch, leider am falschen Ende.
3. IC-Verbindung zwischen Hbf Karlsruhe – Hbf Stuttgart entfällt – Kollegen steigen in Esslingen um in Richtung Hbf Stuttgart
4. Beispiel am vergangenen Donnerstag im 16.30 IRE Karlsruhe – Stuttgart über Bietigheim war der Zug so voll, dass der Zugbegleiter durchsagte, der Zug sei zu schwer und er dürfte eigentlich nicht losfahren. Pendler mit Fahrrad mussten den Zug nach Aufforderung verlassen, es herrschte eine aggressive Stimmung, da selbst zum Stehen viel zu eng war. Nicht auszudenken, wenn hier ein medizinischer Notfall ist, die Behandlung wäre fast unmöglich“, gibt der Kreisrat weiter zu bedenken.
Kritikpunkte des Kreisrates für den Zeitraum April – Juli
5. Nun denkt der Fahrgast, zwei Wochen sind vorbei und es ging irgendwie, wobei fünf Stunden Reisezeit hin und zurück schon bitter sind, da ziehen am Horizont noch dunklere Wolken auf und es bilden sich bildlich gesprochen „Gewitterzellen“, so der Kreisrat. Nimmt man die Meldungen der GoAhead für die nächsten Monate von Anfang April bis Mitte Juli, so fährt bis auf wenige Tage kein IRE auf der Strecke Remchingen-Pforzheim-Mühlacker. Diese IRE flitzen über Karlsruhe – Bruchsal – Vaihingen, da sich zwischen Karlsruhe und Pforzheim mehrere Baustellen befinden werden.
Pendler aus Pforzheim und dem Enzkreis sind laut Sengle dann gezwungen, zunächst auf Schienenersatzverkehr, mit dem MEX, welcher zwischen Pforzheim und Vaihingen an jedem „Milchhäusle“ hält, dann in Vaihingen in den IRE Richtung Stuttgart einzusteigen. Das bedeute bis zu 3-mal umsteigen, und das finde er über diesen Zeitraum für unzumutbar. „Hier treffen dann auch all die Themen Platzmangel, aggressive Stimmung, medizinische Notlagen auf die Fahrgäste.“
Die CDU-Fraktion im Kreistag griff die Erfahrungen ihres Mitglieds Sengle und dessen Vorschlag zur Änderung auf. In einem Schreiben an die zuständige Nahverkehrsgesellschaft des Landes Baden-Württemberg forderte ihr Vorsitzender Günter Bächle (Mühlacker), die Bahnstrecke vor unserer Haustüre darf nicht einfach gesperrt werden. GoAhead betone, dass die zu spät angekündigten umfangreichen Bauarbeiten der Deutschen Bahn AG am Schienennetz schuld seien und deshalb Planungen nicht möglich gewesen wären. Doch: Schuldzuweisungen helfen dem Fahrgast nicht und es muss für diesen sehr langen Zeitraum eine Lösung her, so Bächle und Sengle. „Warum könnte zum Beispiel der IRE nicht zwischen Pforzheim und Stuttgart pendeln - zumindest stündliche Verbindungen wären eine Alternative.“ Die CDU-Fraktion im Kreistag unterstützt diesen Vorschlag und bittet die landeseigene Gesellschaft um Prüfung. „So jedenfalls werden auch wir sonst dem Ziel unseres Nahverkehrsplanes nicht nachkommen können, bis 2030 die Fahrgastzählen im ÖPNV zu verdoppeln.“

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