Agri-Photovoltaik zur Stromgewinnung als künftige Nutzung von abgedeckten Deponieabschnitten vorgeschlagen - Verkehrsprobleme sollen beseitigt werden - Maulbronn Kernstadt und Lienzingen entlasten

Maulbronn. Die geplante Erweiterung der Enzkreis-Deponie am Hamberg in Maulbronn darf erst dann umgesetzt werden, wenn die Deponie-Anbindung an die Kreisstraße 4513 verkehrssicher umgebaut ist. Darin sind sich die CDU-Fraktionen im Kreistag sowie in den Gemeinderäten von Maulbronn, Knittlingen und Mühlacker einig, sagten ihre Vorsitzenden Günter Bächle, Hans-Peter Lehner und Bernd Vogt, nach einem gemeinsamen Termin. Mitglieder der vier Fraktionen und Kandidaten besuchten jüngst diese Einrichtung, die einer der Schwerpunkte der Arbeit des neuen Kreistags sein werde. Bei dem Gedankenaustausch auf der Deponie spielte die Laufzeit der Anlage eine bestimmende Rolle.
„Wir müssen sparsam mit den Kapazitäten umgehen“, sagte Fraktionsvorsitzender Günter Bächle (Mühlacker). Bisher rechne die Kreisverwaltung damit, dass der fünfte und damit aktuelle Abschnitt in zwei- bis zweieinhalb Jahren verfüllt sein werde. Der sechste Abschnitt werde danach, so die Angaben der Fachleute, für zehn bis zwölf Jahren ausreichend sein. Dann sei nicht nur nach Meinung der CDU-Kreisräte Schluss mit der Deponie am Hamberg. Er erinnerte an den allenthalben festzustellenden Widerstand in der Bevölkerung gegen das Anlegen neuer Deponien. Kreisrat Martin Reinhardt (Knittlingen) sagte, ein neuer Standort sei kaum durchzusetzen. Wahrscheinlicher als der Bau einer neuen Deponie sei, dass der Enzkreis sich bei jenen Landkreisen einkauft, wie zum Beispiel Karlsruhe, die derzeit Material wegen fehlender eigener Kapazitäten nach Maulbronn bringen.
„Wir stehen jedenfalls zum sechsten Abschnitt und hoffen, dass die Pläne bis Jahresende rechtskräftig sind“, so der abfallpolitische Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, Kurt Ebel (Remchingen). Das Regierungspräsidium Karlsruhe als Genehmigungsbehörde sei hier gefordert. Jedoch noch nicht abschließend gelöst sei das Problem, dass ein kleiner Teil des einst durch die Zisterziensermönche angelegten weitverzweigten Grabensystems tangiert werde. In den Gräben sei Oberflächenwasser in den umliegenden Wäldern gesammelt und den meist miteinander verbundenen Stauseen zugeführt worden. Allerdings seien manche Gräben nicht mehr intakt, die nun wieder instandgesetzt werden könnten, so Ebel. Das Gräbersystem gab für die UNESCO vor Jahren den Ausschlag, das Kloster Maulbronn zum Weltkulturerbe zu erheben.
Ein Thema des Treffens sei gewesen der verantwortungsvolle und wirtschaftlich sinnvolle, damit auch gebührenfreundliche Umgang mit dem Thema Müllentsorgung im Enzkreis. Vor allem die Vertreter der CDU Maulbronn formulierten ihre Vorstellungen von den Laufzeiten der bestehenden Einrichtungen und deren weitere Entwicklung sowie die Auswirkungen auf die künftige Infrastruktur und die Straßenbauentwicklung. Hans-Peter Lehner sieht Möglichkeiten der künftigen Nutzung von abgedeckten Deponieabschnitten als Standort für Agri-Photovoltaik zur Stromgewinnung in Verbindung mit einer Landschaftspflege durch Ziegen oder Schafe.
Allerdings wurde bei dem Gedankenaustausch zwischen den Fraktionen auch deutlich, so heißt es in einer Mitteilung, dass noch ein ganzes Paket von Verkehrsproblemen gelöst werden müsse. Hans-Peter Lehner nannte zuvörderst den höchst unbefriedigenden Anschluss der Deponie-Zufahrt an die Kreisstraße 4513 zwischen Maulbronn und B325/Schmie. „Bevor auch nur ein Lkw im sechsten Abschnitt ablädt, muss der Anschluss verkehrssicher umgebaut werden“, forderten Lehner und Bächle. „Mehr Verkehrssicherheit“ müsse das Motto sein. Dazu gehöre auch der Umbau der B35-Abfahrt Ost, um durch Einfädelungsspuren die Auf- und Abfahrt zur B 35 sicherer zu machen.
Als dritten Punkt nannte Lehner die Verknüpfung mit der vom Maulbronner Gemeinderat mehrheitlich beschlossenen Ostumfahrung von Maulbronn. Auf dieser Tangente zwischen Zaisersweiher und der B35-Anschlussstelle könne dann der Verkehr direkt auf die Bundesstraße zugeleitet, somit die Ortsdurchfahrten von Maulbronn Kernstadt und Lienzingen vor allem vom Lkw-Verkehr entlastet werden. Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie seien positiv ausgefallen, allerdings habe es nach einem Strategiegespräch des Landrats sowie des OB von Mühlacker und des seinerzeitigen Maulbronner Bürgermeisters Felchle in den vergangenen Monaten keinen Fortschritt gegeben.
„Beim Land sollte angefragt werden, wer Straßenbaulastträger wäre – doch der Brief ist offenbar noch immer noch nicht geschrieben worden“, sagte Günter Bächle, Lienzinger sowie auch Fraktionssprecher im Mühlacker Gemeinderat. Seine Anfragen beim Landrat hätten auch wenig Klarheit gebracht, denn dieser habe zunächst im Maulbronner Rathaus nachfragen müssen, was Sache ist. „Ende im Moment offen“. Die CDU trete für die Entlastung der Ortsdurchfahrten in Maulbronn und Lienzingen vom Schwerlastdurchgangsverkehr ein, wolle zudem Verbesserungen in den Bereichen Lärmschutz und Verkehrssicherheit für die beiden Ortschaften erreichen. Sein Fazit: „Die Christdemokarten von Maulbronn und Mühlacker ziehen hier an einem Strang.“

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Lokaltermin auf der Deponie Hamberg: Von rechts Kreisrat Martin Reinhardt und Stadtrat Bernd Vogt (beide Knittlingen), Nadine Petri (CDU Mühlacker) sowie die Kreisräte Dr. Peter Napiwotzky und Günter Bächle (beide Mühlacker), Hartmut Ochner (Birkenfeld) und Kurt Ebel (Remchingen), Maulbronns Stadtrat Jörg Burkhardt (im Hintergrund), Mühlackers Stadtrat Matthias Trück, von der Maulbronner CDU Stadtrat Harald Krucker, Annika Anderson, Frank Thorbow und Stadtrat Hans-Peter Lehner.

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